ElektroSpicker #056
Das steckt in der Environmental Product Declaration
Die Environmental Product Declaration – kurz EPD – soll Klarheit und Transparenz über den Herstellungszyklus und die Umweltauswirkungen eines Produkts geben. Der Kunde soll von der Ressourcengewinnung bis hin zur Lebensdauer alle Daten eines Produktes einsehen können. Doch wie entsteht so eine EPD eigentlich? Sind alle Umweltproduktdeklarationen gleich? Worauf muss ich genau achten? Auf diese und weitere Fragen geht dieser ElektroSpicker ein.
Was ist eine Environmental Product Declaration?
EPDs sind genormte, von externen Prüfstellen validierte Dokumente, die alle umweltrelevanten Eigenschaften eines Produkts aufzeigen. Anhand verschiedener, objektiver Daten sollen so alle Auswirkungen dieses Produkts auf die Umwelt transparent zugänglich gemacht werden. Die Umweltproduktdeklarationen nehmen einen immer größeren Stellenwert ein. Planer und Architekten greifen bereits darauf zurück, wenn sie ein Gebäude ganzheitlich und nachhaltig planen. In manchen Ländern wie beispielsweise Frankreich gibt es ohne eine umfassende EPD keine staatlichen Aufträge mehr. EPDs basieren auf der Methode der Ökobilanz nach ISO 14040/44 und den spezifischeren Normen ISO 14025 und EN 15804. Sie sind eine Art Steckbrief, zur Bewertung der Produktnachhaltigkeit.
Weitere Informationen zu ISO14040/44 gibt es hier.
Wann ist eine EPD eine EPD?
Es gibt drei verschiedene Arten von Umweltkennzeichnungen. Bei Typ I ist das Produkt mit einem Umweltzeichen versehen, das eine externe Organisation vergibt. Abzeichen sind ein freiwilliges Programm. Die Kriterien haben Dritte festgelegt. Es zeigt an, dass der Lebensweg eines Produkts von externer Stelle untersucht wurde. Das Kennzeichen gibt keinerlei Auskunft zu detaillierten Werten wie beispielsweise dem CO2-Fußabdruck oder anderen Emissionen. Gerade diese sind jedoch für viele Kunden und Anwender entscheidend.
Typ II Umweltdeklarationen sind vom Hersteller oder vom Handel selbst erstellte Erklärungen, sogenannte self declaration. Sie basieren ausschließlich auf internen Berechnungen und Daten, es gibt keinerlei Standardisierung. Eine Prüfung durch Dritte ist hier nicht nötig und findet nicht statt. In der ISO 14021 wird explizit darauf hingewiesen, dass Typ II eindeutig formuliert sein muss, so dass niemand auf die Idee kommt eine externe Stelle hätte die Daten überprüft. Typ II-Erklärungen werden nach der ISO-Norm auch nicht EPD genannt. Das ist ausschließlich Typ III-Erklärungen vorbehalten.
Typ III Umweltdeklarationen dürfen also offiziell EPD genannt werden. Hier wird noch einmal zwischen zwei Vorgehensweisen unterschieden: 1. Vom Hersteller erstellt und intern geprüft. Diese ist der höchstmögliche
Standard für eine Deklaration, nach dessen Vorgaben ABB agiert. Diese EPDs bieten standardisierte Inhalte
basierend auf Product Category Rules. Tranparenz und Qualität sind höher, dadurch wird auch die Glaubwürdigkeit erhöht. Das Prozedere ist mit einem längeren Prozess und höheren Kosten verbunden.
EPDs enthalten keinerlei Bewertungen, sondern beziehen sich rein auf quantifizierte Daten. Es ist auch keine Vergleichbarkeit durch eine EPD möglich, da es so viele Einflüsse gibt, die im Erstellungsprozess eine Rolle spielen. Eine Vergleichbarkeit wäre nur möglich, wenn alle Hersteller die gleiche Datenbank und Rechenmethode verwenden würden. Laut ISO 14025 beruhen EPDs auf unabhängig verifizierten Daten aus Öko- und Sachbilanzen und richten sich nach festgesetzten Parametern. Die Daten können aber eben sowohl
intern als auch extern bestätigt werden.
Wie ist eine EPD aufgebaut?
Eine Umweltproduktdeklaration besteht meist aus mehreren Abschnitten. Zunächst werden allgemeine Informationen zum Unternehmen aufgeführt. Danach geht es in die Produktinformationen: welche Materialien wurden verbaut, wieviel davon, technische Daten, Nutzungseigenschaften und auch die Art der Anlieferung der entsprechenden Materialien sind hier einige markante Merkmale. In einem weiteren Abschnitt wird der Lebenszyklus des Produkts berechnet. Diese Rechenmethode wird transparent dargestellt. Die Umweltinformationen werden entsprechend noch einmal extra aufgelistet. Bei ABB sind alle Erklärungen
übersichtlich in der Online-Bibliothek von ABB abrufbar. Wer Informationen
zu einem bestimmten Produkt möchte, kann sich hier das entsprechende PDF Dokument herunterladen: Link
Fragen und Antworten (FAQ)
01Nutzen alle Firmen die gleiche Methode für ihre EPDs?
Selbst wenn Firmen eine EPD nach den geforderten Typ III Umweltdeklaration-Richtlinien erstellen, ist noch nicht sicher, ob sie lediglich eine interne oder auch eine externe Bewertung vornehmen lassen. Das ist in der jeweiligen EPD hinterlegt. Die jeweiligen Kerndaten sollten vorhanden sein, jedoch sind die Rechenmethoden in Sachen Ökobilanz unterschiedlich. Diese müssen jedoch transparent erläutert werden. Auch die verwendete Software und die Datenbanken führen zu abweichenden Ergebnissen und Unterschieden. Es können bis zu 40 % Abweichung aufgrund der verwendeten Hilfsmittel für ein und dasselbe Produkt entstehen.
02Welchen Nutzen haben EPDs?
Jeder, der bauen oder renovieren will, kann anhand einer EPD verifizierte Informationen zu den genutzten Produkten bekommen. Jeder Bauherr hat so die Möglichkeit eine Ökobilanz für sein Gebäude zu erstellen und damit so nachhaltig wie möglich zu bauen.
03Was sollte alles in einer EPD stehen?
- allgemeine Angaben zum Hersteller
- ausführlichere Informationen zum Produkt
- Ökobilanzrechenregeln – Was ist berechnet worden? Cradle-to-Grave – von Herstellung bis Entsorgung – muss vorhanden sein. Dies ist in den meisten Ländern Konsens.
- Szenarien und weitere technische Informationen – Beispiele für Szenarien
sind getroffene Annahmen für den Transport und für die Entsorgung. - die Ergebnisse der Ökobilanz
- Literaturhinweise