ElektroSpicker #040
Elektroinstallation in medizinisch genutzten Bereichen
Welche Produkte aus dem breitgefächerten Angebot an Elektroinstallationen sind für Kliniken und Labore geeignet? Was ist zu beachten? Welche Norm regelt den Betrieb und welche Schutzmaßnahmen sind zulässig?
Diese Norm ist entscheidend:
DIN VDE 0100-710
Die Kontinuität und vor allem die Zuverlässigkeit des Betriebs ist die Lebensader jeder Krankenhauseinrichtung. Die Verfügbarkeit von Strom spielt hier eine entscheidende Rolle. Auch bei unerwarteten Ereignissen und der Überlastung des Stomnetzes muss er in medizinischen Einrichtungen dauerhaft verfügbar sein. Entsprechend dieser Anforderung müssen die Geräte, die in einer medizinischen Umgebung zum Einsatz kommen, schützen, ohne dabei die Kontinuität der Stromzufuhr zu beeinträchtigen.
Auf diese Weise können Stromausfälle und Ausfallzeiten vermieden und die Patienten ohne Unterbrechung behandelt werden. Krankenhausumgebungen sind in den allermeisten Fällen komplexe Installationen, in denen mehrere verschiedene Anwendungen zum Tragen kommen. Die Gewährleistung einer dauerhaften, unterbrechungsfreien Stromversorgung stellt eine große Herausforderung da. Um diese entsprechend händeln zu können, ist ein fundiertes Wissen über die Installationspraktiken mit den entsprechenden Merkmalen erforderlich. Aus diesem Grund muss die Installation in Krankenhäusern nach DIN VDE 0100710 erfolgen. Dies ist die spezifische Norm, die für elektrische Installationen in allen medizinischen Einrichtungen, auch die der Forschung, gilt. Sie soll die Sicherheit von Patient*innen und allen anderen Personen in der Krankenhaus-Umgebung gewährleisten.
Welche Einteilungen der medizinisch genutzten Bereiche gibt es?
Die Bereiche sind im medizinischen Bereich in Gruppen eingeteilt.
Gruppe 0
Medizinisch genutzter Bereich, in dem medizinische Geräte oder Systeme nicht eingesetzt werden. Hier fällt beispielsweise ein Massageraum darunter.
Gruppe 1
Medizinisch genutzter Bereich, in dem medizinische Geräte oder Systeme verwendet werden. Unterbrechung der Stromzufuhr oder Fehler in der elektrischen Installation dürfen kein Risiko für die Sicherheit des Patienten darstellen. Zu Gruppe 1 zählen beispielsweise Kreißsäle oder Röntgenräume
Gruppe 2
Medizinisch genutzter Bereich, in dem medizinische Geräte oder Systeme verwendet werden.
Unterbrechung oder Fehler in der elektrischen Installation stellen ein Risiko dar:
• für die Sicherheit des Patienten.
• für das Leben des Patienten.
• Das Verfahren kann nicht wiederholt werden.
• Eine Wiederholung ist unangemessen.
Zu Gruppe 2 zählen u.a. alle Operationssäle und Intensivstationen.
❯❯ GUT ZU WISSEN. Definition ME Gerät: Ein medizinisches elektrisches Gerät (ME Gerät) ist ein elektrisches Gerät (inkl. Zubehör), das einen Anwendungsteil hat oder das Energie zum oder vom Patienten überträgt bzw. eine solche Energieübertragung zum oder vom Patienten anzeigt.
Es ist
a) ausgestattet mit nicht mehr als einem Anschluss an ein bestimmtes Versorgungsnetz
b) von seinem Hersteller zum Gebrauch bestimmt in der Diagnose, Behandlung oder Überwachung eines Patienten oder zur Kompensation/Linderung einer Krankheit, Verletzung oder Behinderung.
Welche Schutzmaßnahmen sind im medizinischen Bereich zulässig?
01Schutz gegen elektrischen Schlag
Schutzmaßnahmen
Bisher bekannte Schutzmaßnahmen aus DIN VDE 0100-410 wie z. B. Schutz durch „Hindernisse“, „Anordnung außerhalb
des Handbereichs“, „nichtleitende Umgebung“, „erdfreien örtlichen Schutzpotentialausgleich“ oder „Schutztrennung“ dürfen nicht genutzt werden. Vielmehr ist als Schutzmaßnahme die „automatische Abschaltung der Versorgung“ das Mittel der Wahl. Wichtig ist, dass die Selektivität sichergestellt wird.
Bei Kurzschluss in einem Endstromkreis dürfen andere, nicht betroffene Endstromkreise auf keinen Fall beeinträchtigt oder abgeschaltet werden. Daraus ergibt sich die Forderung, dass übergeordnete Schaltgeräte im Falle eines Kurzschlusses sich nicht mit abschalten dürfen.
02Wie schütze ich medizinische IT-Systeme?
- Leistungsschalter und Sicherungsautomaten dürfen im Eingangskreis des Trafos nur zum Kurzschlussschutz verwendet werden.
- Für jeden Endstromkreis muss Kurzschluss- und Überlastschutz vorgesehen werden.
- Einphasige Endstromkreise müssen mit 2-poligen Sicherungsautomaten geschützt werden.
03Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCD) in Gruppe 2
Es muss gewährleistet sein, dass medizinisch genutzte Betriebsmittel oder Systeme einzeln durch einen separaten RCD
oder besser RCBO versorgt werden.
❯❯ GUT ZU WISSEN. Es wird empfohlen nicht mehr als sechs Steckdosen an eine Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) zu installieren. In medizinischen Bereichen der Gruppe 1 oder Gruppe 2 sollten Differenzstrom-Überwachungsgeräte (RCM) nach IEC 62020 verwendet werden.
Möglicher Aufbau eines Standardverteilers für eine Station mit Betten
Sicherungslose Hauptstromkreise zur thermischen Absicherung der jeweiligen Zentral-Fehlerstromschutzeinrichtungen. Weitere freie Stecksockelplätze zur nachträglichen Erweiterung der Anlage sind bereits vorgesehen.
Vorteile
Geringer Planungsaufwand
• Aufbauten der Etagen- oder Stationsverteilungen können in der Planungsphase schnell angepasst werden
S750DR
• Vollständige Selektivität
• Überlastschutz für RCD
Kosteneffizienz und Sicherheit
• Erweiterung oder Gerätetausch unter Spannung erlaubt
Flexibel wie ein Schweizer Taschenmesser
• Beliebige Polarität
• RCCB oder RCBO-Einheiten je nach Bedarf
Fragen und Antworten
01Müssen auf Bettenstationen immer Fehlerstromschutzeinrichtungen vorgesehen werden?
Bettenstationen gehören zur Gruppe 1 sind für Endstromkreise bis 32A Fehlerstromschutzeinrichtungen mit 30mA vorgeschreiben, darüber hinaus explizit erlaubt.
02Können auf dem Stecksockel Smissline TP nur Spezialgeräte installiert werden?
Es gibt spezielle Geräte zur Direktmontage. Diese haben verschiedene Vorteile wie z.B. eine Anzeige der Phasenlage. Mittels vorhandener Adapter (Kombination einpoliger Adapter zu Mehrpoladaptern möglich) können sämtliche Hutschienengeräte auf das System aufgebracht und verbunden werden
03Gibt es auch die Möglichkeit das System vertikal anzuordnen?
Es gibt auch Innenausbaumodule, die eine vertikale Ausrichtung möglich machen. Gerade in Bereichen, in denen eine gemischtpolige Anordnung und
RCBO, also FI/LS-Kombinationen, genutzt werden, ermöglicht diese Anordnung mehr Flexibilität und eine schnellere Verdrahtung.