ElektroSpicker #058
Environmental Product Declaration richtig verstehen
Im ElektroSpicker #56 haben wir erklärt, was alles in einer Environmental Product Declaration – kurz EPD – enthalten sein muss, damit sie überhaupt so genannt werden darf. In diesem ElektroSpicker geht es
um die genauen Inhalte. Wie ist so eine EPD aufgebaut? Welche Informationen über das Produkt und die Auswirkungen auf die Umwelt enthält sie wirklich? Welche Kennzahlen über das Unternehmen kann ich ihr entnehmen? Und was genau kann man in Sachen Nachhaltigkeit daraus ableiten?
ENVIRONMENTAL PRODUCT DECLARATION RICHTIG VERSTEHEN
Allgemeine Informationen
Wie im ElektroSpicker #56 bereits erklärt ist eine EPD in mehrere Abschnitte unterteilt. Zunächst werden allgemeine Informationen
zum Unternehmen aufgeführt. Danach geht es in die Produktinformationen: welche Materialien wurden verbaut, wieviel davon, technische Daten, Nutzungseigenschaften und auch die Art der Anlieferung der entsprechenden Materialien sind hier einige markante Merkmale. In
einem weiteren Abschnitt wird der Lebenszyklus des Produkts berechnet. Letztlich soll eine EPD detaillierte Informationen über die Umweltauswirkungen eines Produkts während seines gesamten Lebenszyklus‘ enthalten. Dazu gehören Daten über den Ressourcenverbrauch, Emissionen und andere Umweltauswirkungen. Im ersten Abschnitt – den allgemeinen Informationen – wird zunächst einmal beschrieben um welches Produkt es sich handelt und die entsprechende Bewertung wird durchgeführt. Neben der technischen Beschreibung erfolgt auch die Erläuterung der Anwendung und des Anwendungsfalls. Es wird erklärt für welchen
Bereich genau die EPD gültig ist. Die allgemeinen Informationen können auch Daten zum Unternehmen selbst und den Nachhaltigkeitszielen bzw. allgemeinen Nachhaltigkeitsbemühungen enthalten.
Welche Materialien sind im Spiel?
Der Lebensweg eines Produkts ist stark von den verbauten Materialien abhängig. Wo kommen sie her? Wie wurden sie gewonnen? Welchen Weg haben sie bereits hinter sich? In einer EPD wird keine Stückliste erstellt, aber alle verwendeten Materialien und deren Einzelgewicht werden genau aufgelistet. Auch das Gesamtgewicht des Produkts und das der Verpackung werden hier genannt.
Im Abschnitt „Zusätzliche Informationen“ werden dann die verschiedenen Phasen im Lebenszyklus eines Produkts beschrieben.
- Herstellung: Das ist der Fußabdruck zur Herstellung des Produkts. Hier spielen auch und vor allem die Materialien und ihr Transport
zur Weiterverarbeitung in der Fabrik eine Rolle. Ebenfalls wichtig ist zum Beispiel der erzeugte Ausschuss und die Energie, die im Produktionsprozess verwendet wurde (Solar, Wasserkraft, etc.) - Vertrieb: Wie kommt das Produkt zum Kunden? Welche Wege werden vom Werk aus zurückgelegt?
- Installation: Welche Ressourcen werden zur Installation des Produkts benötigt?
- Nutzungsphase: Energie/Ressourcen, die für den Betrieb des Produkts benötigt werden
- Ende der Lebensdauer: Ressourcen/Energie, die für die fachgerechte Entsorgung des Produkts am Ende der Lebensdauer benötigt werden (z. B. Demontage, Recycling, Transport…)
Der Einfluss auf die Umwelt
Auch in diesem Abschnitt gibt es wieder verschiedene Unterpunkte. Hier werden – firmenspezifisch und somit nicht untereinander vergleichbar – verschiedene Parameter berechnet. Diese sind:
Referenz-Lebensdauer
Dauer der erwarteten Produktnutzung, definiert durch PCR/PSR-Regeln; ABB schätzt beispielsweise die Referenzlebensdauer für seine Produkte im Schnitt auf 20 Jahre.
Einsatzszenario
Festlegung der Verlustleistung eines Produkts auf der Grundlage eines Prozent satzes des Nennstroms (50 % für indus trielle und 15 % für private und gewerbliche Anwendungen).
Geografische Gültigkeit
Länder oder Regionen, für die die EPD gültig ist.
Verwendetes Energiemodell
Beschreibung, welches Energiemodell und welcher Ländermix für die verschiedenen Phasen verwendet werden. Die Energiemodelle der verschiedenen Länder haben einen erheblichen Einfluss auf den Fußabdruck des Produkts.
Indikatoren für die Umweltauswirkungen
Beschreibung der Auswirkungen jeder einzelnen Produktions- und Herstellungsphase und der entsprechenden Gesamtauswirkungen des Produkts. Der Hauptindikator, nach dem am häufigsten gesucht wird, ist das GWP. Man rechnet jedoch damit, dass auch andere Indikatoren im Laufe der Zeit an Bedeutung gewinnen.
GWP – Globales Erwärmungspotenzial
Stellt den CO2-Fußabdruck des Produkts in kg CO2-Äquivalent dar. Der CO2-Fußabdruck in der Nutzungsphase ist ein reiner Energieverlust/Stromverbrauch, der aufgrund des
Energiemixes der einzelnen Länder sehr unterschiedlich ausfällt.
Extrapolationsfaktoren
Das sind mathematische Faktoren, die die Berechnung aller Umweltindikatoren für alle in der EPD erfassten Produkte möglich machen. Die Faktoren können für verschiedene Phasen unterschiedlich sein – z. B. kann die Berechnung der Herstellungsphase völlig anders aus sehen als die Berechnung der Nutzungsphase.
Im Folgenden werden anhand eines Beispiels die wichtigsten Merkmale und Kennzeichen einer EPD erläutert, damit man weiß, worauf man achten muss.
- Registrierungsnummer
Das ist die Nummer, unter der die EPD im PEP-Ökopass® eingetragen ist. Wichtig: diese Nummer beginnt immer mit „ABBG…“. PEP bedeutet „Produkt-Umwelt-Profil“. - Regeln für die Abfassung
Hier stehen Ausgabe und Jahr der verwendeten Produktkategorieregeln (PCR) und produktspezifischen Regeln (PSR). - Akkreditierungsnummer der Prüfstelle
Jeder Umweltgutachter hat eine Registrierungsnummer; diese ist hier zu finden. Mit dieser Nummer können Name und E-Mail-Adresse des Umweltgutachters auf
der PEP-Ökopass-Website abgerufen werden. - Datum der Ausstellung und Gültigkeitsdauer
Wann wurde die EPD ausgestellt? Die Gültigkeitsdauer beträgt normalerweise fünf Jahre und muss danach erneuert werden. - Intern/Extern
Angabe, ob die EPD intern oder extern verifiziert wurde. ABB hat beispielsweise nur extern verifizierte EPDs, um die Glaubwürdigkeit der Daten zu erhöhen.