
ElektroSpicker #060
Messwandler-Technologie setzt neuen Standard
Der Bedarf an elektrischer Energie steigt auch infolge der Energiewende immer mehr. Damit verändern sich aber auch die Anforderungen an die Infrastruktur. Oft reichen direktmessende Zähler nicht
mehr aus und eine Messwandler-Lösung wird erforderlich. Doch was unterscheidet diese Technik von den direktmessenden Lösungen? Welche Standards wurden definiert und sind Produktpaletten bereits angepasst?
MESSWANDLERTECHNOLOGIE SETZT NEUEN STANDARD
Die Messwandler-Technologie
In der DIN 1319-Norm, die für die Messtechnik grundlegend ist, ist ein Messumformer ein Messmittel, das eine Eingangsgröße entsprechend einer festen Beziehung in eine Ausgangsgröße
umformt. Als Messwandler werden solche Messumformer bezeichnet, die am Eingang und am Ausgang dieselbe physikalische Größe aufweisen und ohne Hilfsenergie arbeiten. Eingesetzt
werden sie, wenn eine elektrische Stromstärke oder – spannung zu groß ist, um mit den üblichen Geräten direkt gemessen werden zu können. Messwandler ermöglichen die galvanische
Trennung des elektrischen Signals von zu hoher Spannung, ehe es einem Strommesser, Energiezähler oder Messgerät für Wirkleistung zugeführt wird.
Im Zeitalter der Energiewende ermöglicht diese Technologie Verbrauchern einen reibungslosen Übergang zu erneuerbaren Energien, da sie sich hervorragend für Anwendungen wie PV-Anlagen oder Elektro-Ladestationen eignet. Dies gilt sowohl für Privathaushalte als auch für Gewerbeeinheiten wie beispielsweise Supermärkte. Die Herausforderung dabei ist, dass es inzwischen über 800 Energieversorger in Deutschland gibt. Alle stellen verschiedene Anforderungen an Mess- und Wandlerschränke, die sich in den jeweiligen technischen Anschlussbedingungen wiederfinden. Um eine Standardisierung von Wandlermessungen zu erreichen, hat eine Projektgruppe innerhalb des VDE FNN eine standardisierte Vorgabe erstellt, die 2025 in die VDE-Anwendungsregel übernommen werden soll.
Standardisierung der Prüfklemmen
Dieser Standard für Wandleranlagen soll sich also künftig in der Anwendungsregel VDE AR N 4100 wiederfinden. Dazu zählen der einheitliche deutschlandweite Einsatz und eine feste Definition von Funktionsflächen, Primär- und Sekundärverdrahtung sowie Spannungs-, Strom- und Prüfklemmen. Das macht die Arbeit von Installateuren und Fachkräften deutlich effizienter und planungssicherer. Ein wesentlicher Bestandteil im VDE FNN Hinweis ist die neue Prüfklemme, die bei allen Messwandleranlagen eingesetzt werden kann. Sie ist für alle Netzbetreiber geeignet und herstellerunabhängig. Ziel ist eine sichere Stromversorgung bei Betriebsströmen über 63A im Aussetzbetrieb oder 44 A im Dauerbetrieb.
Was bedeutet das für die Produktpaletten?
Bereits vor dem VDE FNN Hinweis hatte beispielsweise ABB STRIEBEL & JOHN Mess- und Wandlerschränke im Angebot, die eine präzise Messung des Energieverbrauchs ermöglichen und in der Lage sind, erneuerbare Energien ins System zu integrieren. Diese Systeme ermöglichen eine kontinuierliche Überwachung und Datenerfassung, was auch dazu führt, dass Verbraucher ihre Energieflüsse besser berechnen und steuern können. Mit der Übernahme der Vorgaben des VDE FFN-Hinweises „Zählerplätze mit halbindirekten Messungen bis 1.000 A in der Niederspannung (Wandleranlagen)“ in die VDE AR-N 4100 ergeben sich neue Anforderungen unter anderem an die Auswahl und Anordnung der erforderlichen Betriebsmittel und Funktionsflächen. Das Portfolio der Anbieter wird entsprechend der neuen Rahmenbedingungen angepasst. Bei zukünftig zu installierenden haushaltsüblichen Bezugsanlagen oder ähnlichen Anwendungen ab 63 A sowie bei Erzeugungsanlagen mit und/oder Bezugsanlagen mit einem anderen Lastverhalten ab 44 A sind Wandlermessungen zwingend vorgeschrieben.
Fragen & Antworten (FAQ)
01Warum sind VDE FNN Hinweise so wichtig?
Weil sie zusammen mit technischen Anforderungen und Marktanforderungen einen wichtigen Bestandteil in der Erstellung von Normen und und Anwendungsregeln bilden. Vielen Gewerken, die am Stromnetz arbeiten, bietet ein solcher Hinweis Orientierung und konkrete Hilfe sowie Umsetzungsempfehlungen. So auch den Netzbetreibern, Anlagenbetreibern oder Herstellern. Einheitliche Standards erleichtern die Umstellung auf erneuerbare Energien.
02Was unterscheidet die neuen, standardisierten Prüfklemmen von den bisherigen?
Sie sind standardisiert und somit einheitlich in ganz Deutschland bei allen Netzbetreiben (bis auf wenige Ausnahmen) einsetzbar.