ElektroSpicker #047
Flexible Stromkreisverteilungen im Wohnungsbau
Das Tempo der neuen Entwicklungen und Normänderungen im Wohnungsbau ist atemberaubend. Deshalb möchte sich dieser ElektroSpicker mit der Frage beschäftigen: Wie schaffe ich es trotz all dieser Veränderungen eine fachgerechte Stromkreisverteilung effizient aufzubauen?
Das Tempo der neuen Entwicklungen und Normänderungen im Wohnungsbau ist atemberaubend. Deshalb möchte sich dieser ElektroSpicker mit der Frage beschäftigen: Wie schaffe ich es trotz all dieser Veränderungen eine fachgerechte Stromkreisverteilung effizient aufzubauen?
Neben der korrekten Kabel- und Leitungsdimensionierung sind vor allem die dafür benötigten Schutzgeräte zu dimensionieren und auszuwählen. Diese Schutzschaltgeräte müssen neben der Stromtragfähigkeit auch in ihrer Auslösecharakterisitik ausgewählt werden. Dabei ist DIN VDE 0100-410, 0100-420 und 0100-430 für die Abschaltbedingung des Schutzgerätes genauso zu beachten wie DIN VDE 0100-530 zur korrekten Auswahl.
Nach der DIN VDE 0100-530:2018-06 darf die Summe der Erdableitströme auf der Lastseite einer Fehlerstrom-Schutzeinrichtung nicht mehr als das 0,3-fache des Bemessungsfehlerstroms der FI-Einrichtung betragen. Das bedeutet, dass beispielsweise bei einem 30 mA RCD nicht mehr als 9 mA betriebsbedingter Ableitstrom zugelassen ist. Wichtig ist hier zu beachten, dass bereits 5-10 elektronische Geräte wie Computer, Drucker, Netzteile diese Grenze erreichen können.
Fehlerstrom-Schutzeinrichtung und Fehlerlichtbogen-Schutzeinrichtung
Der Grenzwert für den Schutzleiterstrom beträgt 0,5 mA pro A (DIN EN 61140). Bei einer Absicherung von 16 A ergeben sich somit ein maximaler Schutzleiterstrom für Frequenzen bis 1 kHz von 8mA.
Unter der Annahme, dass diese Stromkreise nicht dauernd und gleichzeitig mit einem maximalen Strom belastet werden, können nach einer Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) noch zwei Stromkreise bzw. bei einem Drehstrom RCD je Außenleiter zwei Stromkreise angeschlossen werden. Eine kombinierte Fehlerstrom[1]Schutzeinrichtung mit Überstromschutz bietet für jeden individuellen Stromkreis Schutz und sorgt gleichzeitig für eine höchstmögliche Verfügbarkeit der elektrischen Energieversorgung. Da im Fehlerfall, unabhängig ob ein Kurzschluss, eine Über[1]last oder ein Fehlerstrom auftritt, nur das Schutzgerät des betroffenen Endstromkreises abschaltet und somit alle weiteren Stromkreise weiterhin versorgt werden.
❯❯ Hinweis in eigener Sache: mit den von ABB kompakten FI/LS in einer Teilungseinheit ist dieser Komfort und Schutz sogar mit einer Platzersparnis von 4 TE bzw. sogar 50% zu realisieren. Oder anders ausgedrückt, können auf eine Reihe im Stromkreisverteiler 12 Endstromkreise abgesichert werden und bei einem zentralen 4-pol FI sind es nur 6 Endstromkreise. Zu klären ist auch, ob ein AFDD ein[1]gesetzt werden muss. Das hängt von mehreren Faktoren ab. In der DIN VDE 0100-420:2019-10 wird dies über eine Risikobewertung der einzelnen Endstromkreise ermittelt. Betroffen sind hierbei alle Endstromkreise in folgenden Anwendungsbereichen (DIN VDE 0100- 420:2019-10, Abs. 421.7):
Es muss also geprüft werden, wie viele Endstromkreise die Installation beinhalten soll und ob Fehlerlichtbogen-Schutzeinrichtungen berücksichtigt werden müssen. Mit der neuen Technik von kompakten Geräten (FI/LS in einer TE) gibt es neben den AFDDs eine weitere Herausforderung zur fachgerechten Montage. Sowohl über Anzahl und Querschnitt der Leitungen pro Klemmkammer als auch Biegeradien und Anzugsdrehmoment muss bei jedem Gerät nachgedacht werden. Um die vielfältigen Themen zu vereinfachen, weniger Schrauben andrehen zu müssen und immer flexibel in der Art und Anzahl der Schutzgerätanordnung zur Phasenschiene zu bleiben, gibt es jetzt ein System.
Um die Dinge einfach zu halten, gibt es ein Universalkonzept bei der Phasenschienenmontage. Immer, wenn Neutralklemmen nicht benötigt werden, nehmen unsere Flexklemmen diesen Phasenschienenstift ohne jede mechanische oder elektrische Verbindung auf. Über alle Geräte kann kabelbasiert durch eine dedizierte Schraubklemme eingespeist werden und über die Phasenschiene wird dann – wie gewohnt – weiter verteilt. Die Schraubklemme wurde für starre, flexible Kabel sowie flexible Kabel mit Hülsen konzipiert. Alle FlexLine® Schutzgeräte können flexibel mit nur einer Phasenschiene kombiniert werden, da die Phasenfolge immer gleich ist. Dies reduziert nicht nur die Lagerhaltung erheblich, sondern macht die Planung zu einem Kinderspiel.
Fragen und Antworten (FAQ)
01Wofür steht „AFDD“?
Die Abkürzung AFDD steht für Arc Fault Detection Device und bedeutet übersetzt Fehlerlichtbogen-Schutzeinrichtung. Umgangssprachlich wird auch der Begriff „Brandschutzschalter“ verwendet.
02Was macht ein AFDD?
Der AFDD schützt vor den Auswirkungen von Lichtbögen. Dafür analysiert ein Microcontroller kontinuierlich den Strom und Spannungsverlauf sowie das Frequenzbild und stellt fest, ob ein gefährlicher Lichtbogen auftritt.
03Ist die DIN 18015 Pflicht?
Die DIN 18015 ist eine Planungsnorm. Normen haben in Deutschland keinen Gesetzescharakter und sind daher keine Pflicht. Gerade die DIN 18015 wird allerdings gerne vertraglich vereinbart, um ein Qualitätsniveau festzusetzen. Solchen Vertragsklauseln helfen dem
Installateur und dem Auftraggeber gleichermaßen, da die Spezifikation so an Eindeutigkeit gewinnt.
04Spart FlexLine® Zeit bei der Montage?
Es ist eine Zeitersparnis von bis zu 50 % möglich, dank der Push-in-Technologie. Der Einsatz von Werkzeugen ist bei der Installation von FlexLine® auf ein Minimum reduziert. Statt zu schrauben, werden die Leitungen durch einfaches Drücken von vorne für Stromkreise bis 20 Ampere eingeführt. Durch die Federkraft bleibt der Druck auf die Klemmstelle konstant, so dass keine Notwendigkeit mehr besteht, die Verbindung mit speziellen Drehmomentschraubendrehern zu installieren, wie in allen Herstellervorschriften beschrieben.