ElektroSpicker #023
Netzformen für den Wohnbau
Welche Arten von Netzformen gibt es? Wie unterscheiden sich die verschiedenen Ausführungen?
In der Elektroinstallation werden die Netzformen nach der Art der Erdung unterschieden. Eine ordnungsgemäß funktionierende Erdung schützt die Bewohner eines Hauses vor einem Ausfall des elektrischen Systems oder gar Stromschlag, welcher zum Beispiel durch ein defektes elektrisches Endgerät ausgelöst werden kann.
Die Normenreihe DIN VDE 0100 rund um das Errichten von Niederspannungsanlagen beschreibt die verschiedenen Netzformen (auch Netzsysteme genannt) unter drei Gesichtspunkten:
- Die Erdungsverhältnisse der Stromquelle (des Niederspannungsverteilungsnetzes)
- Die Erdungsverhältnisse der Betriebsmittel in der Verbraucheranlage
- Die Ausführung des Neutralleiters und des Schutzleiters in Anlagen, in denen der Schutzleiter mit der Betriebserdung des Netzes verbunden ist
Für die Netzformen verwendete Kurzzeichen
Die Erdung der Niederspannungsanlage kann sowohl in der Transformatorstation als auch in der Kundenanlage durch verschiedene Formen realisiert werden. Da es eine Vielzahl von unterschiedlichen Ausführungen gibt, werden diese Formen mit Kurzzeichen gekennzeichnet.
❯❯ HINWEIS. Die Ausführungsformen der Erdung bezeichnet man als „System nach Art der Erdverbindung“.
01
Erster Buchstabe (gibt Auskunft über die Trafo-Station)
- T (terra, lat. = Erde): Punkt, der direkt geerdet ist
- I (isolated, engl. = isoliert): Eine Verbindung zum Sternpunkt der Stromversorgung
02
Zweiter Buchstabe (gibt Auskunft über die Verbrauchsanlage)
- T (terra, lat. = Erde): Betriebsmittel, die nicht in einer
direkten Abhängigkeit zur Stromversorgung geerdeter Körper stehen (z. B. einem Verteilergehäuse) - N (Neutralleiter oder PEN-Leiter): PEN-/ N-Leiter, die von der Stromversorgung zur Verbrauchsanlage verlegt werden
03
Extra Kurzzeichen (gibt Auskunft über die Verbrauchsanlage)
- C (common, engl. = gemeinsam): Leiter, bei dem N- und PE-Leiter in einem PEN zusammengefasst sind
- S (separated, engl. = getrennt): N- und PE-Leiter sind getrennt verlegt
❯❯ HINWEIS. Du willst mehr zur DIN VDE 0100-Normenreihe erfahren? Die DKE hat auf ihrer 🔎 Website hilfreiche Informationen zu Aufbau und Anwendungsbereichen sowie eine Liste mit praxisorientierten Büchern zum Thema zusammengestellt.
Die gängigsten Netzformen im Überblick
TN-C-S-System
- T = Der Sternpunkt der Verbrauchsanlage ist geerdet
- N = Verteiler mit PEN- und/oder N-Leiter
- C-S = Verteiler mit PEN-Leiter, jedoch in einem zweiten Abschnitt als PE-Leiter ausgeführt
Das TN-C-S ist eine Verbindung aus dem TN-C und TN-S System. Hier werden Neutralleiter (N) und Schutzleiter (PE) in einem PEN- Leiter kombiniert.
Fragen und Antworten
01In welcher Norm werden die Netzformen beschrieben?
Die DIN VDE 0100 zum Errichten von Niederspannungsanlagen beschreibt die unterschiedlichen Netzformen im Detail.
02Welche ist die gängigste Netzform im Zählerschrank?
Im Zählerschrank sind TN-… Systeme am gängigsten, wobei es dem jeweiligen Energieversorger (EVU) obliegt, welche Netzform gewählt wird.
03Welche Abschaltzeiten sind im TN-System zulässig?
In einem TN-System beträgt die Abschaltzeit für alle Endstromkreise ≤ 32A 0,4s (230/400V) und für Stromkreise in Unterverteilungen > 32A 5s (230/400V).
04Muss bei der Auswahl von Überspannungs-Schutzeinrichtungen (SPD) auf das Netz-System geachtet werden?
Ja, für das vorhandene Netz-System muss der passende SPD zum Fehlerschutz ausgewählt werden. Hierzu ist die DIN VDE 0100-534 Abs. 534.4.6 heranzuziehen.